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Tuesday, February 28, 2006

18. Tag: Integral Life Practice: Spiritual Module mit Rollie Stanich

Mittwoch gab es das Spiritual Module mit Rollie Stanich, dem Hauptverantwortlichen für das Integral Spiritual Center. Das Interessante an Rollie ist, dass er zwar auch mit den Meditationstechniken des Ostens betraut ist, jedoch Katholizismus als seinen spirituellen Weg und seine Haupttradition betrachtet. Was Papst Benedikt wohl zu solch progressiven Christen sagen würde? So gibt es in seiner Person ein Wiederaufleben der verschütt gegangenen mystischen Praktiken des Christentums, er geht regelmäßig in die Kirche und praktiziert kontemplatives Gebet, interpretiert diese Erfahrungen aber komplett in einem anderen Rahmen als seine restlichen Millionen Glaubensgenossen allein in Amerika. Dieser Rahmen ist die integrale Theorie, die auf der selben Ebene eben auch die authentisch transformativen Praktiken, Methoden und Hilfsmittel der anderen großen Weltreligionen anerkennt, um einen wirklichen Dialog und eine Integration– nicht nur in der Theorie, sondern vor allem auch in der Praxis – zu beginnen: gelebte integrale Spiritualität.

Im ILP Modul im Office haben wir zunächst eine Runde in Stille gesessen. Anschließend ging es um die Bedeutung des Konzepts der „3 Faces of God“, der drei Antlitze Gottes, des Göttlichen, ein Konzept, das Wilber in „Integral Spirituality“ einführt. Demnach manifestiert sich das Göttliche in der ersten, zweiten und dritten Person, als ewiges ICH BIN, als verehrungswürdige, große zweite Person (Du) und als „great perfection“, als die harmonische kosmische Ordnung (Es). Diese Antlitze entsprechen den Perspektiven der vier Quadranten und sind daher gleichursprüngliche und ebenbürtige Ausdrücke des Spirits.

ILP mit Rollie

Wir machten eine Runde, in der jeder reflektieren sollte, welche dieser drei Perspektiven auf dem eigenen spirituellen Weg eine Rolle gespielt haben und welche man eher stiefmütterlich behandelt hat. Bei mir kam heraus, dass die erste- und die dritte-Person-Perspektive des Göttlichen stärker ausgeprägt waren (innere Erfahrungen des Göttlichen als ICH, bzw. Erfahrungen der Perfektion der Dinge, genau wie sie sind, ES), während meine zweite-Person-Erfahrung des Göttlichen als Du, dem man Verehrung entgegenbringt (weil man das Sublime durch seine Person hindurchscheinen sieht, wie bei einem Guru) zeitlebens eher schwach ausgeprägt war. Traditionelle Religion, wie das Christentum mit seinen verkrusteten Strukturen von Schuld und Sühne hat schon seit meiner Kindheit keinen Sinn für mich gemacht; Verehrung an ein großes Du in einem Land, das einen Hitler hervorbrachte, war wohl neben meiner atheistischen Erziehung (für die ich nach wie vor dankbar bin) ein weiterer Faktor, der eine Bindung an eine Guru-Figur für mich vereitelt hat.

Als Gegenbeispiel dazu Rollie, der katholisch aufgewachsen ist: für ihn war die zweite-Person, Du-Beziehung zu Gott von Kind auf ein starker Faktor, wohingegen ihm die dritte Person Es-Sicht, wie sie etwa in östlichen Religionen eine größere Rolle spielt, anfänglich eher fremd und gewöhnungsbedürftig vorkam.

What is your approach to the Divine? Welche Perspektive vernachlässigst DU? Gar alle? Du materialistischer Narr, du... ;-)

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