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Thursday, March 16, 2006

30. Tag: Catholicism Reloaded

Eucharistie mal anders

Am Dienstag Abend hat uns Rollie zu einer katholischen Messe in die Campus-Gemeinde eingeladen. Zuvor trafen sich einige von uns im Cafe, um uns über unsere persönliche Vergangenheit und unsere Assoziationen mit dem Christentum klar zu werden und auszutauschen. Viele waren christlich aufgewachsen, doch die wenigsten sind beim Christentum geblieben, wie etwa Rollie. Einige haben sich abgewendet und sind dann einem östlichen Weg mit Meditation gefolgt, nur um am Ende zu entdecken, dass alle Wege zum gleichen Ziel führen. Diese Schlüssel-Einsicht, die mit der integralen Struktur des Bewusstseins im Menschen immer deutlicher wird, hilft letztlich, um innerlich seinen Frieden mit den spirituellen Wegen aus allen großen Traditionen zu schließen. Es gab hier also in unserer Runde individuell verschiedene Entwicklungssequenzen (1-2-3 für A, B und C) :

Diagramm: Catholicism Reloaded

A) 1- Christlich aufgewachsen 2 – Dem Christentum entsagt und die Wissenschaft (als neue Form von Religion und Weltbild) angenommen 3- mit dem Integralen in Berührung gekommen und beides integriert; (z.B. Ryan)

B) 1- atheistisch aufgewachsen 2- Wissenschaft mit religiösem Eifer umarmt 3- östliche Weisheitslehren erkundet (Buddhismus, etc.) und im Integralen eine genuine Wertschätzung für das Christentum gewonnen. (z.B. Dennis)

C) 1- katholische Erziehung genossen 2- dem Christentum treu geblieben, aber sich den rationalen Wahrheiten der Wissenschaft geöffnet (liberales Christentum) 3- im Integralen zu einer tiefen Integration von Wissenschaft und mystisch (trans-rational) verstandenem Christentum gefunden (z.B. Rollie)

D) Linie D repräsentiert den durchschnittlichen Schwerpunkt der Entwicklung in Deutschland, der – sehr grob gesagt – bei „2- rational / modern“ liegt. Ob dies nun ein rationaler Christ, ein rationaler Physiker, oder ein rationaler Atheist ist, kann sich im Einzellfall unterscheiden. Die allgemeine Tiefen-Struktur der Entwicklung (2) ist die selbe, während die Oberflächen-Struktur im oben genannten Sinne erheblich variieren kann.

Die meisten Leute, die ich in Deutschland persönlich kenne, kommen allerdings eher aus der atheistischen Ecke (oder sie verbergen ihre Religiosität in schamhafter Manier aus Angst vor dem allgemeinen Gelächter). Insbesondere im Gefolge des zweiten Weltkrieges haben die Menschen ein Problem damit, sich einer (religiösen) Autorität anzuvertrauen – zurecht. Allerdings erschwert dieses kulturelle Klima die Entwicklung einer liberalen Religiosität (2), geschweige denn einer integralen Version (3) davon. Auch „Papa Ratzi“ rangiert mit seinen Äußerungen eher unterhalb der zweiten Stufe/Struktur in diesem Diagramm.

Hostie TO-GO?

Wir gingen also nach dem Beisammensein in eine katholische Kirche, wo Rollie eine Art Messdiener (oder so) ist, um zusammen im Kerzenschein die Erfahrung christlicher Religiosität (neu) auf uns wirken zu lassen. Rollie hatte uns zuvor über das Ritual der Eucharistie erzählt, bei der man den Leib und das Blut Christi, symbolisiert durch die Hostie und den Wein, zu sich nimmt. Dieses Ritual ist aus der biblischen Begebenheit des letzten Abendmahls abgeleitet, wo Jesus seine Jünger auf sein baldiges Ableben vorbereitet

„Was für ein Quatsch!“ höre ich die Stimme des rationalen Atheisten (2) in mir rufen. Der Leib und das Blut Christi – sind wir hier im Kindergarten? Mit Magie und Zaubern und so? Und wenn du den Teller nicht brav aufisst, dann scheint morgen die Sonne nicht?


Hmmm. Fast. Gemeint ist hier nicht eine prä-rationale Interpretation der Eucharistie (Magie, Mythos a la 1), auch nicht eine rationale Interpretation („Brot und Wein stehen symbolisch für Leib und Blut Jesu“ a la 2) sondern eine trans-rationale, non-duale Interpretation dieses Ereignisses: Indem man dieses Ritual vollführt kann man zeitweilig für einen Moment der non-dualen Einheit des eigenen Bewusstseins mit dem ‚Christus-bewußtsein’ inne werden. Diese Zustandserfahrung eines höheren Bewusstseins hält gewöhnlich nicht an, sondern muß trainiert werden. DAS ist es was die östlichen Meditationstechniken bewirken sollen: ein Geistestraining, dass einen länger in der Erfahrung der Einheit verweilen lässt. Das war jetzt eine integrale Interpretation der Eucharistie (3).

Rollie sagt, dass er diese Zustände der Einheit zuerst in der Messe erfahren hat und nach und nach auch im Alltag aufblitzen sieht. Rollie ist allerdings ein progressiver Katholik, der nach eigenen Angaben auch viel Gewinn aus dem Buddhismus, etc. gezogen hat. Solche Menschen findet man leider nur zu selten – „Rollie-sattva“! Seine Praxis ist kontemplatives Gebet – eine der ‚Meditation mit Form’ nicht unähnliche Technik.

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