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Saturday, February 11, 2006

7. Tag: Fahrradkauf, KW Group at Naropa University und Talk von Baker Roshi

Schnee
Übers Internet hatten wir den Kauf eines Damenrades für Steffi arrangiert. 35 bucks haben dafür hingelegt. Die Größe war etwas irreführend und erinnert eher an Kindergröße, aber egal. Wir werden ein wenig an der Sattelhöhe schrauben.

at Naropa
Amely und Ryan, die sich ebenfalls rührend um uns kümmern, hatten uns zu einer selbstorganisierten KW Discussion Group an der Naropa University eingeladen. Wir waren zu siebt und wiederholten zum x-ten Mal die embryonalen Stufen einer sich gerade neu formierenden Wilber-Diskussionsgruppe. Gähn. Für Steffi und mich eher ein Deja-Vu denn was Neues. Es war aber trotzdem nett und wir werden wohl auch nächste Woche wieder vorbeischauen.

Baker Roshi
Am Abend gingen wir dann zu Baker Roshi, der einen Talk im Chautauqua Community House hielt. Nicole aus Oldenburg (die ihn auch desöfteren simultan übersetzt) hatte uns den Tip gegeben. Wir hatten gerade letztes Jahr noch ein Seminar in Deutschland von ihm besucht und einen Vortrag mit ihm für den Zen-Kreis in Bremen organisiert. Deshalb hat er mich auch wiedererkannt, als ich ihm auf dem Parkplatz zufällig begegnete, als er ebenfalls auf dem Weg zu einem Vortrag war, nämlich seinem eigenen. Auch Steffi erkannte er wieder und wir begleiteten ihn ein kurzes Stück zur Halle hinunter. Der Saal war etwa halbvoll. Auch Paul und Marco, die kurz zuvor noch im Office unter Bergen von Arbeit begraben lagen hatten sich freigeschaufelt und waren vorbeigekommen.

Roshi sprach mal wieder ziemlich spontan aus dem Bauch und aus dem Gefühl für den Raum heraus. „Why Practice?“ Um sich wieder in Kontakt mit der Welt zu bringen und sich in der phänomenalen Wirklichkeit zu verankern. Wie im Kino: eine Sicht die zugleich „detached, yet very involved“ ist – man könnte es im Deutschen vielleicht eine „anteilnehmende Unerschütterlichkeit“ nennen. Dann noch die üblichen netten kleinen Anekdoten von seiner Tocher oder von exotischen Vögeln (Liar-Birds), deren Paarungsrituale so aufwendig und überzeugend sind, dass Baker Roshi sofort sagen würde „Ok, let’s mate!“ Baker ist schon echt klasse.

6. Tag: In Amerika ist alles LARGE-SIZE


Begrüßt wurden wir morgens mit einem himmlischen Inferno aus Morgenröte und Wolkenformationen. Wir nutzten den Tag mit unserem neuen Gefährt, um mal so richtig im SAFEWAY shoppen zu gehen. In Amerika ist alles LARGE-SIZE. Nicht nur die Autos und das Selbstbewusstsein sind unanständig BIG, sondern natürlich auch alles, was man so kaufen kann. Man kriegt hier ALLES. Und wenn du 5 von ALLES kaufst, dann sparst du noch mal 10 Dollar auf tausend Meilen – natürlich nur, wenn du den Coupon mitbringst, den dir der Typ im Supermarkt gegeben hat, dessen Job darin besteht, keine Langeweile aufkommen zu lassen, sondern in einer Tour den Konsum-Entertainer zu mimen. Oder mimt er nicht nur, IST er es gar? Anyway it doesn’t matter if you take five of them.

Orangensaft haben wir uns mal vorsichtshalber im 5 Liter Kanister gekauft. Wer weiß, ob nicht morgen der Krieg gegen den Terror hier im homecountry stattfindet und die Ressourcen knapp werden… Nee, aber im Ernst: alles ist hier für deutsche Verhältnisse im Format von Großfamilienportionen abgepackt. Auch die Preise hier in Boulder fallen unter die Kategorie XXL. Das Geschirr in diesem Haus hier ist im Format von Familienpizzen, trinkt man die Gläser und Tassen hier aus, dann hat man sowohl seinen Tagesbedarf an Flüssigkeit gedeckt, als auch einen Blubberbauch. Cheers! Das Wasser aus der Leitung hier in Boulder ist ziemlich chlorhaltig, d.h. man muß sich im Supermarkt Quellwasser kaufen, wenn man beim Teetrinken und Verzehr von selbstgekochtem Essen nicht unfreiwillig Assoziationen an den letzten Freibadaufenthalt heraufbeschwören will.

5. Tag: Mit Rollie im Red Hill House

Am Vormittag waren wir wieder im Office, um uns um eine Bleibe zu kümmern und um emails zu checken. Regena hat für sich für uns extra noch mal bei einem Freund erkundigt, ob da was zu machen ist. Der wird sich dann die Tage noch mal melden.

Im Büro trafen wir zum ersten Mal Rollie Stanic (ISC Projektmanager). Er war total herzlich und scheint sich dolle zu freuen, das wir da sind. Susanne hatte uns von ihm berichtet. Ein besonderes Highlight erwartete uns am Abend, als Rollie bei uns vorbeikam, um uns nach hoch oben zum Redhill House zu bringen, wo er uns den blauen Jeep von Megan (ehemals Ken’s Vehikel) als Leihgabe anvertraute. Das ist ein rustikales Teil mit allerlei Löchern im Plastikverdeck. Supi, jetzt haben wir für die nächsten Tage schon mal ein Gefährt und sich nicht immer auf den Bus angewiesen.

Nebenbei bemerkt waren wir dann auch noch in Kens altem Haus, einem Anwesen, das nicht weit von unserer derzeitigen Bleibe hoch über Boulder gelegen ist. Selbst bei Nacht ist die Sicht von dort atemberaubend. Rollie und Nomali hatten noch zu tun, doch wir konnten uns ein wenig in Kens altem Domizil umsehen. Dort hängen viele schöne buddhistische Thangkas und auch einige Originale von Alex Grey herum. Im Haus wohnen jetzt viele Staff-Mitglieder, neben Rollie und Megan auch Marco (Morelli) mit dem wir kurz plauderten. Hier wurden auch viele der Integral Naked-Clips gedreht (vor der gemauerten Kaminecke). Rollies Zimmer hat eine Tür zu einem Balkon, auf den wir in dieser kühlen und klaren Vollmondnacht traten und uns den rauen Wind um die Ohren wehen ließen. Wundervoll.



Die Rückfahrt mit dem Jeep über die steinig-steilen, verschlungenen Schotterpisten abwärts war dann noch mal ziemlich abenteuerlich, zumal es da keinerlei Leitplanken gibt. Ich hatte mich verfahren und musste mich rückwärts mit schlechter Sicht den engen Weg zurück tasten. Wären die Armaturen nicht solide amerikanische Handarbeit gewesen – Steffi hätte gewiss ein großes Loch hinterlassen, so wie sich da festgekrallt hat. ;-)